Bonnfahrt 2016

Die zehnten Klassen des Gymnasiums am Römerkastell aus Alzey fahren seit Jahren in einer der letzten Schulwochen nach Bonn, wo sie Gäste im Haus der Geschichte sind. Am Mittwoch, den 22. Juni 2016, parkten morgens vier Busse vor der Schule, um die Jugendlichen aus sechs verschiedenen Klassen in die ehemalige Bundeshauptstadt zu bringen. Das erste Mal besuchten die Schüler neben dem Museum auch das Bundesverteidigungsministerium. Jugendoffizier Marius André, erst in Mainz stationiert und mittlerweile in Frankfurt am Main, besuchte die Schüler bereits vor zwei Wochen in der Schule, um sie auf den Tag vorzubereiten. Als Gäste im Besucherzentrum des Verteidigungsministeriums auf der Hardthöhe informierte er sie in einem knapp eineinhalbstündigen Vortrag über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Er erläuterte den Jugendlichen mit einem reich bebilderten Vortrag, dass die aktuellen Probleme des Landes bis weit in die Vergangenheit zurückreichen. Ausführlich stellte er dar, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, bis die Bundeswehr im Ausland tätig werden kann und führte Erfolge und Misserfolge des Einsatzes aus. Positiv ist zu bewerten, dass die Lebenserwartung in Afghanistan von 45 Jahren im Jahre 2001 bis auf 60 Jahre heute zugenommen hat, immer mehr Kinder eine Schulbildung erhalten und die Infrastruktur enorm ausgebaut wurde. Anfang der 2000er Jahre gab es gerade mal 50 km befestigte Straßen in dem Land, das nahezu doppelt so groß ist wie die Bundesrepublik. Er verschweigt aber auch nicht, dass nach Beendigung des ISAF-Einsatzes die Gewalt in Afghanistan wiederzunimmt und die Probleme zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen nach wie vor die Tagespolitik beeinträchtigen. Die Schüler hörten interessiert zu. Vieles haben sie nun verstanden, was ihnen vorher unklar gewesen. Der Vortrag liefert Informationen und Bilder, die der Schulunterricht nicht bieten kann und stellt damit eine absolute Bereicherung für die Schüler dar ist sich Peter Knopper, Fachkonferenzvorsitzender Geschichte an der Schule, sicher. In der zweiten Tageshälfte besuchten die Klassen zusammen mit ihren Lehrern das Haus der Geschichte und wurden durch die laufende Ausstellung geführt. Das Haus der Geschichte ist ein Museum zum Anfassen: Die Schüler gehen durch einen Rosinenbomber, sitzen auf den Plenarstühlen des ersten Bundestages und können Debatten anhören und mitabstimmen, passieren einen innerdeutschen Grenzübergang, erleben die Wiedervereinigung mittels zahlreicher Bild- und Tondokumente und werden schließlich mit aktuellen Fragestellungen zur Flüchtlingspolitik, des Klimaschutzes und des Zusammenhaltes in der EU konfrontiert. Diese Stippvisite durch das Museum kann den Schülern lediglich einen ersten Eindruck ermöglichen und Appetit auf einen weiteren Museumsbesuch machen. Nach zehn Stunden kamen die Busse abends wieder an der Schule in Alzey an. Es war ein langer, aber ein informativer Tag gewesen, der eine absolute Bereicherung des „normalen“ Geschichtsunterrichts darstellt.

Christina Froesch

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