Deutsch-französisches Schülerseminar zum ersten Weltkrieg in Verdun

„Brauchte es Krieg, um den Frieden zu schätzen?“ – „Fallait-il la guerre pour apprécier la paix?“, ist die Frage, mit der wir uns beim deutsch-französischen Schülerzeitungsseminar in Trier vom 22.-26. Mai 2018 beschäftigten. Thematisch lag der Fokus auf dem Ersten Weltkrieg, genauer gesagt der Schlacht von Verdun.

In Trier fanden wir uns mit ungefähr 20 Schülern aus ganz Rheinland-Pfalz und der Region Burgund zusammen, mit dem Ziel, eine gemeinsame bilinguale Seminarzeitung zu erstellen.
Um mit der Thematik des Ersten Weltkrieges vertraut zu werden, machten wir eine eintägige Exkursion nach Verdun. Dort besichtigten wir das Mémorial de Verdun, die französische Kriegsgräberstätte, das Gebeinhaus, das zerstörte Dorf Fleury, das Fort Douaumont und die Stadt Verdun.

Am meisten beeindruckte uns das Meer aus Kreuzen, das die schiere Menge an Toten verdeutlichte, die oft mit ihren Kameraden im Tode vereinigt in einem Grab liegen. Dennis Köppl vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge erklärte uns, dass der erste Angriff der Deutschen ein Kanonenfeuer von mehr als neun Stunden war und viele Franzosen und auch Deutsche unter den Granaten begraben wurden oder in den hinterlassenen Kratern ertranken. Es schien uns so, als wäre das Leben eines einzelnen Soldaten weniger Wert gewesen als die Munition, die er verschoss. Noch heute findet man auf dem gesamten ehemaligen Schlachtfeld metertief unter der Erde tonnenweise verschossene Munition und die Überreste tausender Soldaten, die nie eine angemessene Bestattung erhalten werden.

Wir liefen über das Gelände und wussten, dass hier grauenhafte Dinge passiert sind. Das zerstörte Dorf Fleury beweist, dass im Laufe des Ersten Weltkrieges ganze Dörfer komplett dem Erdboden gleich gemacht wurden. Zum Gedenken an diesen Ort errichtete man eine kleine Kapelle mit dem Namen „Notre Dame de l’Europe“, die sinnbildlich eine Madonnen-Figur mit einer Europaflagge als Mantel beherbergt.

Im Gespräch mit anderen Seminarteilnehmern wurden unsere Eindrücke von den Gedenkstätten bestätigt. Auch Maxime, ein Schüler aus Clamecy, war von dem zerstörten Dorf Fleury sehr beeindruckt, da man die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges immer noch nach hundert Jahren mit eigenen Augen sehen kann.

Das Seminar war aber nicht nur inhaltlich sehr bewegend, sondern förderte auch unser Verständnis der Geschehnisse von Verdun und des Ersten Weltkriegs, da wir im Rahmen der Seminarzeitung uns alle mit unterschiedlichen Aspekten dieser Thematik beschäftigten.
Am Ende des Seminars entstand eine 50-seitige Seminarzeitung, in der u.a. der Umgang mit religiösen Minderheiten, der Alltag und die Lebensbedingungen der Soldaten betrachtet wurden, aber auch fiktive Beiträge, Collagen und Cartoons wurden Teil der Zeitung. Es hat Spaß gemacht, selbst die Form des Beitrages zu wählen und sich selbstständig mit der Thematik auseinander zu setzen. Wir haben mit Schülern unterschiedlicher Herkunft zusammengearbeitet und über Europa diskutiert. Dadurch entstand ein weitgefächertes Meinungsbild.

Als Fazit des Seminars haben wir persönlich mitgenommen, dass Frieden auf keinen Fall als selbstverständlich angesehen werden darf. Wir haben mittlerweile seit 73 Jahren in Europa Frieden und wir gewöhnen uns daran. Am Frieden muss immer weiter gearbeitet werden, um sein Bestehen zu garantieren und um unser Zusammenleben in der Gesellschaft und mit anderen Ländern zu verbessern.

Paula Heinz und Gwendolin Leu (10a)

BACK