Jens Schumacher liest am Römerkastell

Gespannte Erwartung bei den Sechstklässlern in der Aula des Gymnasiums am Römerkastell. Neben Norbert Schäfer, Orientierungsstufenleiter der Schule, steht ein großgewachsener, schlanker Mann mit Pferdeschwanz. Norbert Schäfer stellt ihn den Schülern vor: Es ist Kinder- und Jugendbuchautor Jens Schumacher, der vor 23 Jahren Abitur am Römerkastell machte und selbst Schüler von Herrn Schäfer war. Salopp berichtet er, wie es dazu gekommen ist, dass er heute den tollsten Beruf der Welt, den des Schriftstellers, ausübt. Augenzwinkernd beschreibt er die Vorteile seiner Tätigkeit, nämlich immer ausschlafen zu können und keinen weiten Weg zur Arbeitsstelle, nämlich nur vom Bett zum Arbeitszimmer, zu haben. Noch wichtiger ist natürlich, dass er schon immer Spaß am Schreiben gehabt habe. Seit der 2. Klasse schreibe er gerne Geschichten, erzählt der Autor. Er habe dies während seiner ganzen Schulzeit und seines Studiums getan und sich dann dazu entschlossen, aus seiner Berufung seinen Beruf zu machen. Mittlerweile sind über 70 Bücher, v.a. Kinder- und Jugendbücher, und einige Spiele von ihm erschienen. Zu seinem Werk zählen Zeitreisegeschichten, Ratekrimis, Fantasy-Geschichten und Textratespiele, die „black stories“. Im Mittelpunkt seiner Lesung am 17. Mai 2016 vor den Schülerinnen und Schülern steht seine interaktive Bild_Lesung_Schumacher_2Jugendbuchreihe „Die Welt der 1000 Abenteuer“. Das Besondere hierbei ist, dass der Leser im Mittelpunkt der Handlung steht. Die kleinen Kapitel des Buches „Die Kerker des Schreckens“, aus dem Schumacher vorliest, sind in der Du-Form geschrieben und enden zumeist mit einer Entscheidungsfrage, die der Leser beantworten muss. Er wird dann auf eines der folgenden Kapitel verwiesen, die alle durchnummeriert sind, und setzt so seine individuelle Reise durch die Handlung fort. Es sei wie bei einem Computerspiel, erklärt Schumacher seinem staunenden Publikum. Dann beginnt er entspannt, an einen Tisch gelehnt, den Schülern vorzulesen. Diese tauchen in die Handlung ein und finden sich als Schmiedegeselle im Königreich Kanduula wieder und sehen sich vor eine Aufgabe gestellt, die sie lösen müssen. So funktionieren alle Bücher dieser Reihe. Zu Beginn wird immer eine Mission formuliert, die der Leser dann durch geschicktes Kombinieren, mit Hilfe zuvor ausgewählter Talente und einer Portion Glück bewältigen muss. Scheitert er vorzeitig, ist sein Abenteuer zu Ende und er kann sein Glück von Neuem versuchen. Zu Beginn finden sich die Schüler in einem dunklen Kerker wieder und müssen sich nun das erste Mal entscheiden, nämlich ob sie ihre Zelle durchsuchen, laut an die Tür klopfen oder einfach abwarten wollen. Jens Schumacher trifft den Nerv seiner jungen Zuhörer. Gespannt lauschen sie ihm und durch Wortmeldungen, die ausgezählt werden, entscheiden sie sich an wichtigen Gelenkstellen der Handlung immer wieder, wie diese weiterverlaufen soll. Die Zeit rast und nach 60 Minuten beendet der Autor seine Lesung, nach dem die Schüler an ihrer Mission gescheitert sind. Aber die Zuhörer fühlen sich sofort getröstet, nachdem Jens Schumacher sie auffordert, sich selbst zu applaudieren, da sie in ihrem Gang durch die Kerker weit gekommen seien. Andere Schülergruppen seien schon viel früher gescheitert. Das macht den Reiz dieser Reihe aus. Es sind keine Bücher, die man einmal liest, sondern man gestaltet die Handlung immer wieder neu und liest viele Male, bis einem die Lösung der Aufgabe gelingt. Die Schüler sind bis zum Ende gespannt dabei, was auch am tollen Vortrag des Autors liegt, der seine Stimme immer wieder gekonnt einsetzt und so Spannung aufbaut, und der ein oder andere fasst den Plan, das Buch zu kaufen, um hinter das Geheimnis der „Kerker des Schreckens“ zu gelangen. Und das ist genau die Intention, die hinter einer solchen Lesung steht. Es geht darum, die Kinder und Jugendlichen für das Lesen zu begeistern und sie dazu zu motivieren, in ihrer Freizeit zum Buch zu greifen, so der Wunsch der Deutschkollegen der Schule. Damit das Buch mit den anderen modernen Medien mithalten kann, müssen die Schüler immer wieder auf die Vorzüge des Lesens hingewiesen werden, nämlich in fremde Welten eintauchen zu können, ihre Phantasie spielen zu lassen, sich auszuruhen und dabei unterhalten zu werden. Dank des Fördervereins der Schule, der die gesamten Kosten für die Lesung übernommen hat, brauchten die Kinder keinen Eintritt zu zahlen, sondern konnten sich ganz entspannt auf das Abenteuer einlassen. Hinterher sind sich alle einig: Es war eine gelungene Veranstaltung, die den Schulalltag bereichert und vielleicht doch wieder bei dem ein oder anderen Schüler die Lust geweckt hat, auch außerhalb der Schule wieder verstärkt zum Buch zu greifen.

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