Podiumsdiskussion zur Europawahl 2019

„Die Politik muss in die Schule gehen!“

Und das tut sie.

Am 10. Mai 2019 besuchten verschiedene Vertreter der sechs größten Parteien Deutschlands das Gymnasium am Römerkastell in Alzey. Da die Wahlbeteiligung bei den letzten Europawahlen unter 50 % lag, ist es wichtig, das Interesse der jungen Leute zu wecken. Durch die anstehende Europawahl liegt es auch im Interesse der Parteien, die Schüler für die Politik zu begeistern.

In der Mensa versammelten sich die Schülerinnen und Schüler der 11. und 12. Klasse, um sich die vom Sozialkundeleistungskurs der MSS 12 organisierte Podiumsdiskussion anzuhören.

Nach einer kurzen Einleitung von Frau Grode begannen zwei der vier Moderatoren, Yannik und Kathrin, mit einer kurzen Vorstellung der Themen „Wahlrecht ab 16“ und „Umweltschutz“. Danach sollten die Vertreter der Parteien innerhalb von 90 Sekunden ihre Ziele dazu für die Europawahl auf den Punkt bringen.

Alle Parteien sprachen hierbei vorrangig über den Schutz Europas-nur eben vor unterschiedlichen Bedrohungen, wie beispielsweise dem Sozialismus, wie es AfD-Vertreter Damien Lohr ausdrückte.

Kurz darauf eröffneten die Moderatoren die erste Diskussionsrunde zum Thema Wahlrecht ab 16. Dabei wurden die Vertreter mit Ja-/Nein-Schildern ausgestattet und gaben eine kurze Übersicht über ihre Ansichten zum Thema. Die mit Nein-stimmende Christine Schneider von der CDU führte an, dass das Wahlrecht mit der Volljährigkeit und somit auch mit Straf- und Geschäftsfähigkeit verknüpft sei.

Sozialdemokratin Corinne Herbst und David Schwarzendahl von den Linken waren sich einig, dass Jugendliche in diesem Alter komplexe Themen erfassen und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen können. Auch Marcus Scheuren von der FDP und Jutta Paulus von den Grünen stimmten für das Wahlrecht ab 16, wobei Paulus „14 [Jahre] auch net schlecht [fände]“.

Lohr führte allerdings die Shell Studie heran, die unter 1000 befragten Jugendlichen ein geringes Interesse an der Senkung des Wahlalters ausdrückt. Die meisten Schüler am Römerkastell sprachen sich hingegen für eine Senkung beim Wahlalter aus.

Christdemokratin Schneider setzte zunächst ein Interesse an Politik voraus, das wiederum auf gutem Sozialkundeunterricht mit engagierten Lehrern basiert. Auf die Schülerfrage, warum es denn dann so wenige Stunden Sozialkunde gebe, antwortete der Sozialkundelehrer Michael Steuer, dass bereits eine Erhöhung der Stunden beschlossen worden sei.

Weitere Schüler warfen die Frage auf, warum junge Österreicher an der Europawahl teilnehmen dürfen und ob die EU Entscheidungen, wie das Wahlrecht, kollektiv und nicht national treffen sollte.

Mit dem emotionalen Video des Astronauten Alexander Gersts, in dem er sich bei zukünftigen Generationen für den aktuellen Zustand der Erde entschuldigte, leiteten die Moderatoren Julian und Christine das Thema Umweltschutz ein.

Zunächst sollten die Vertreter erläutern, welchen Beitrag sie persönlich zum Umweltschutz leisten. Immerhin kann jeder das auswendig gelernte Parteiprogramm nachlesen. Interessant wurde es, als nun die Politiker unvorbereitet auf die Frage antworten mussten. Da kam es auch schon vor, dass sich Antworten wiederholten.

Trotzdem wurde auch das Parteiprogramm vorgestellt und vor allem ein „guter Energiemix“ und eine Bepreisung der CO2-Emissionen oft angesprochen. Auch das Thema Mobilität war von Interesse. Immerhin ist es auf dem Land schwierig den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, wenn kaum Anbindungen an andere Bus- oder Bahnverbindungen vorhanden sind.

Zuletzt wurden auch die Demonstrationen „Fridays for Future“ thematisiert. Schwarzendahl argumentierte, dass die Demonstrationen auf jedermanns „demokratische[m] Grundrecht“ beruhen und somit völlig angebracht seien. Die entstehenden Fehlstunden sollten nach Herbst auch zu entschuldigen sein. Die Demonstrationen finden bewusst während der Unterrichszeit statt, damit ihnen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird; ein Ziel, das „bis auf eine Ausnahme“ von allen Parteien verstanden werde, meinte Schneider.

Scheuren fand, dass auch die „gilets jaunes“, die Gelbwesten, in Frankreich genügend Aufmerksamkeit bekommen und auch Lohr war nicht klar, warum die Demonstrationen nicht auch am Wochenende stattfinden können.

Nach rund zwei Stunden kam die Podiumsdiskussion zum Ende, obwohl sicherlich noch viel Diskussionsstoff bestand. Die Schüler folgten der Veranstaltung mit großem Interesse und beteiligten sich rege mit vielen Fragen und Einwürfen. Die Politik muss in die Schule gehen und dort wird sie gerne empfangen.

Lilli-Cheyenne Ritter und Marita Dumke

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