Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen im ehemaligen KZ Osthofen

An zwei Freitagnachmittagen besichtigten Schülerinnen und Schüler unserer 10. Klassen das ehemalige KZ Osthofen. Die Teilnahme war freiwillig, aber die meisten unserer Schüler waren bereit, am freien Freitagnachmittag  an der Exkursion teilzunehmen. Vor Ort kam  es zu intensiven Informationsgesprächen und regem Meinungsaustausch mit dem Betreuungspersonal der Gedenkstätte.

Kaum einer weiß, dass es in unserer unmittelbaren Umgebung deutliche Spuren der nationalsozialistischen Zeit gibt: Das Konzentrationslager Osthofen.

Schüler der zehnten Klassen des Gymnasium am Römerkastell Alzey besuchten an den Freitagen dem 27. April  in einer freiwilligen Geschichtsexkursion die Gedenkstätte des Konzentrationslagers im rheinhessischen Osthofen.

„Und da konnten so viele Menschen leben und überleben?“, fragte das sechzehnjährige interessierte Mädchen Julia bestürzt.

Dies beantwortete die kompetente Ansprechpartnerin Kirsten Sander der Gruppe während einer Führung durch das Gelände der Gedenkstätte, wo auch eine interessante Ausstellung.integriert ist.

Dieses KZ ist eines der frühsten in Deutschland, das von 1933-1934 bestand hatte und danach zu einer Möbelfabrik umfunktioniert wurde. Nach der Machtergreifung der NSDAP wurde das Konzentrationslager, die vorherige Papierfabrik, errichtet. Dort wurden nur Männer, die einer anderen Partei angehörten als der NSDAP, eingesperrt. Es wurde hier niemand inhaftiert,  nur weil er Jude war. Es ging zu dieser Zeit allein um die Ausschaltung der politischen Gegner der neuen Machthaber.. Trotzdem wurden Häftlinge jüdischer Abstammung benachteiligt und noch schlechter behandelt als die übrigen Männer.

Obwohl in diesem Konzentrationslager niemand grausam ermordet wurde oder gestorben ist, hatten es die inhaftierten Menschen dort nicht leicht.

Sie wurden schwersten körperlichen  und seelischen Belastungen ausgesetzt , wie zum Beispiel dem stundenlangen Appellstehen bei praller Mittagssonne oder unerträglicher Kälte im tiefsten Winter. Sie wurden schikaniert, misshandelt, gedemütigt und mussten in einer kahlen, leeren, Halle unter menschenunwürdigen Bedingungen „leben“.

Viele der damaligen Häftlinge sprechen noch heute von den anhaltenden schweren, seelischen Folgen.

 „Ich war sehr betroffen von dem Leidensweg, der den Männern hier widerfahren ist. Das Menschen das Leben anderer Menschen so wenig schätzen, ist grausam“, meinte Anton, der seine Meinung zu dieser Gedenkstätte in dem Gästebuch am Ausgang des Gebäudes hinterließ.

Viele waren auch von dem Film bewegt, in dem man sehen konnte , wie Passanten in Osthofen in den achtziger Jahren zu dem Konzentrationslager und der geplanten Gedenkstätte befragt wurden.

Viele der älteren Bürger im Raum Osthofen leugneten nach dem Krieg mit voller Überzeugung die Existenz des Lagers oder nahmen erst gar keine Stellung, obwohl es doch so offensichtlich war, dass es so ein Lager dort gab und sogar die Zeitung bei der Eröffnung des KZs und auch danach immer wieder davon berichtet hatte.

„Dass die Ignoranz so groß ist, wäre für mich vor diesem Film nie vorstellbar gewesen, aber das ist wohl auf die Zeit, den Scham der Menschen und die Angst um Osthofens Ruf zurückzuführen“, meinte der sechzehnjährige Markus.

Als Fazit kann man sagen, dass der Ausflug sehr aufschlussreich war und viel mehr Mitbürger diese Gedenkstätte besuchen sollten , um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzten .Denn es ist nicht gerecht, weder für die Opfer , noch deren Nachfahren , dieses Thema totzuschweigen.

Außerdem ist es gerade in einer Zeit , in der die rechtsradikalen Parteien immer mehr Zuspruch finden , dringender denn je, sich diesem Thema zu stellen.

Meike Jacobs, Annalena Artner

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