I. Warum eigentlich heute noch Latein lernen?

„Sag mal, was ist denn ein Römerkastell?“ „Ach, das weiß ich auch nicht. Ein Weg für dich, um das herauszufinden, wäre, Latein zu lernen, aber das braucht kein Mensch mehr! Was will man denn mit einer Sprache, die eh tot ist?“ Wer solche Vorurteile gegenüber dem Fach Latein äußert, dem ist unklar, welchen Nutzen Schülerinnen und Schüler vom Lateinunterricht heutzutage haben. Sie lernen hier nicht etwa stur Formentabellen und Vokabeln auswendig. Vielmehr erhalten sie durch das Medium der lateinischen Sprache vielfältige und spannende Einblicke in Welt und Werte der griechisch-römischen Antike und setzen diese in Beziehung mit ihrer eigenen Lebenswelt. Fest steht: Latein geht uns alle an, gerade als Europäer!

Das Römerkastell im vormals römischen Altiaia, heute Alzey. Ohne die Römer hieße unsere Schule nur „Am“!
 

II. Ziele des Lateinunterrichts

Langfristig lassen sich für den Lateinunterricht fünf wesentliche Ziele ableiten:
Schülerinnen und Schüler

  • lernen das Lateinische als ein sprachliches System kennen, das klar und logisch strukturiert ist und mit Hilfe dessen sie ihre Ausdrucksfähigkeit verbessern können
  • lernen die Muttersprache Europas und damit eine Schlüsselsprache kennen, die ihnen Zugang zur europäischen Kulturgeschichte, Politik und Gesellschaft und den Wurzeln der romanischen Fremdsprachen gewährt
  • treten über die lateinische Sprache in den Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart ein
  • erkennen, dass bestimmte römische Werte in ihrer gegenwärtigen, modernen Welt tagtäglich zum Tragen kommen und auch in Zukunft Bestand haben werden.
  • erkennen, dass Latein eine wertvolle Brücke zur Antike darstellt und die Auseinandersetzung mit ihr entscheidende und für sie bedeutsame, „zeitlose“, Werte (z.B. Freiheit, Demokratie) vermittelt. Diese geben ihnen nicht nur Orientierung im Zuge ihres Entwicklungsprozesses, sondern ermöglichen ihnen auch, in einer globalisierten Welt Offenheit zu entwicklen und ihr Handeln entsprechend auszurichten.

 

III. Inhalte des Lateinunterrichts

Am Gymnasium am Römerkastell beginnen die meisten Schülerinnen und Schüler ihren Latein-Lehrgang in Klasse 6, wobei das Lateinische als zweite Fremdsprache ergänzend zur modernen Fremdsprache Englisch unterrichtet wird. Dabei erhalten Schülerinnen und Schüler spannende Einblicke in abwechslungsreicheThemen wie

  • Die römische Gesellschaft
  • Sagen aus der griechisch-römischen Mythologie
  • Die griechisch-römische Götterwelt
  • Die Ursprünge moderner Shows: Gladiatorenspiele, Wagenrennen, Theater
  • Berühmte Persönlichkeiten der griechisch-römischen Antike
  • Die Römer in Europa
Das Neumagener Schulrelief ( Herkunft/Rechte: https://rlp.museum-digital.de/singleimage.php?imagenr=7684; Rheinisches Landesmuseum Trier / Thomas Zühmer [CC BY-NC-SA])

Im Anschluss an die Spracherbsphase mit Texten des Lehrwerks (am Gymnasium am Römerkastell sind dies Campus A ab Klasse 6 bzw. Latinum ab Klasse 9) folgt in der späten Sekundarstufe I bzw. ab der Sekundarstufe II (Oberstufe) die Lektüre authentischer, d.h. originaler lateinischer Literatur. Angestrebt wird, den Schülerinnen und Schülern ein breites Spektrum an Literatur verschiedener Genres bzw. Gattungen vor Augen zu führen, z.B.

  • Alltag in Rom: Martial-Epigramme
  • Römische Briefliteratur (Cicero, Plinius d. Jüngere, Seneca d. Jüngere)
  • Liebeslyrik (Ovid, Catull, Tibull)
  • epische Dichtung (Vergil)
  • römische Geschichtsschreibung (Sallust, Caesar, Livius, Tacitus)
  • griechisch-römische Philosophie (Cicero, Seneca)
  • lateinische Literatur späterer Epochen (z.B. Erasmus von Rotterdam, Petrarca, Jacob Balde)

Darüber hinaus wissen Lateinschüler auch Bescheid darüber,

  • wie man lateinische Inschriften entziffert
  • wo man heute noch Überbleibsel aus der Antike bewundern kann
  • wie die Antike auf die Bildende Kunst und Musik späterer Epochen eingewirkt hat

 

IV. Methodische Schwerpunkte

Wie wird Latein am Römerkastell gelernt? Lateinische Texte werden nicht einfach übersetzt. Es erfolgt vielmehr eine schrittweise Annäherung an den Inhalt. Ähnlich wie in der modernen Fremdsprache lernen Schülerinnen und Schüler die lateinische Sprache und die Kultur, die sie hervorbrachte, durch die Augen der Lehrwerksfiguren kennen.

Die Vorerschließung des Textinhaltes oder der Textstruktur erleichtert zunächst das Verstehen des Textinhalts.Texterschließungsmethoden sind z.B.

– eine Bildbeschreibung

– das Benennen von Begriffen eines Wort-und Sachfeldes

– Beantwortung von Leitfragen zum lateinischen Text

Erst dann erfolgt im zweiten Schritt der Übersetzungsvorgang. Das genaue Hinsehen fördert nachhaltig die auch in anderen Fächern notwendige Lesefertigkeit. Ebenso werden die Schüler stets dazu angeregt, selbst Hypothesen, etwa zum Fortgang eines Textes oder zu dessen Entstehung, zu bilden bzw. auf ihr sich stets erweiterndes Wissen über die Antike zurückzugreifen. So können sie die für eine erfolgreiche Ausbildung oder ein Studium grundlegenden Techniken (soft skills) wissenschaftlichen Arbeitens im Lateinunterricht schrittweise erwerben.

 

V. Für wen ist Latein attraktiv?

Latein ist entgegen aller Vorurteile gerade heute aktuell, da es Sprach – und Kulturfach verbindet und der Schlüssel für das Erlernen der modernsten Fremdsprachen  ist. Am Ende der Klassenstufe 5 können sich Schüler für Französisch oder Latein als zweite Pflichtfremdsprache entscheiden. Latein empfiehlt sich besonders für Jungen und Mädchen,

  • die gerne rätseln
  • die Wert auf Strukturen und Ordnung legen
  • die sich für Geschichte, insbesondere die Antike, interessieren
  • die naturwissenschaftlich und musikalisch begabt sind
  • deren Muttersprache nicht Deutsch ist

 

VI. Latein auf der Stundentafel

Latein als 2. Fremdsprache:

Klasse 6:         4 Wochenstunden
Klasse 7:         4 Wochenstunden
Klasse 8:         3 Wochenstunden
Klasse 9:         3 Wochenstunden
Klasse 10:       3 Wochenstunden

Schüler der Jahrgangsstufe 8 haben die Möglichkeit, mit Beginn der 9. Klasse Latein als freiwillige 3. Fremdsprache zu belegen mit der Option, den Lehrgang auch in der Sekundarstufe II als Grundkurs fortzuführen. Es ergibt sich folgende Stundenverteilung:

Latein als 3. Fremdsprache:

Klasse 9:         2 Wochenstunden
Klasse 10:       2 Wochenstunden

In der Sekundarstufe II können sich Schüler dafür entscheiden, Latein entweder als Grund- oder Leistungsfach zu belegen. Dafür sieht die Stundentafel folgende Verteilung vor:

Grundfach: 3 Wochenstunden
Leistungsfach: 5 Wochenstunden

Klassenarbeiten:

In den Klassenstufen 6 bis 10 werden pro Schuljahr 4 Klassenarbeiten (2 pro Halbjahr) geschrieben.

In der MSS gilt: 1 Kursarbeit pro Halbjahr im Grundfach, 2 Kursarbeiten pro Halbjahr im Leistungsfach (Ausnahme: 11/1: nur 1 Kursarbeit)

 

VII. Exkursionen

Die unmittelbare Nachbarschaft zur Römerstadt Mainz ermöglicht es, das Klassenzimmer dorthin zu verlagern, sodass für Schüler des Gymnasiums am Römerkastell das reichhaltige römische Erbe „ihrer“ Region fassbar und erfahrbar wird. Exkursionen zur Römerhalle in Kreuznach, aber auch in das Museum für antike Schifffahrt oder zum Landesmuseum in Mainz sowie zur Saalburg in der Nähe von Bad Homburg sind attraktive Ausflugsziele für Lateiner.

Auch Ausflüge nach Trier, etwa in das dortige Amphitheater und die Thermenanlagen sowie zu der nach römischem Vorbild rekonstruierten Villenanlage in Perl/Borg im Saarland können Schülerinnen und Schüler ergänzend zum Unterrichtsangebot weitere Einblicke in die römische Vergangenheit und Kultur geben. Nicht nur sind diese Ausflüge aus regionaldidaktischer Sicht sinnvoll, sondern sie bieten Schülern auch ein besonderes Highlight und Erlebnis im Verlauf ihres Lateinlernens und zeigen ihnen, dass Latein weit mehr als ein spannendes Sprachfach ist.

 

VIII. Fachschaft Latein

An unserer Schule unterrichten zur Zeit Frau Hoffmann, Herr Rosmanith (Fachkonferenzleitung) sowie Herr Schwarz Latein an. Im laufenden Ausbildungsjahrgang der Referendare unterstützt Frau Ferrara die Fachschaft.

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